Buyer`s Market und Recruitment

Das Verhältnis von Arbeitgebern zu Arbeitnehmern entwickelt sich in Breite zum Buyer`s Market. Das betrifft nicht mehr nur einige besonders nachgefragte Berufsgruppen, sondern in nahezu allen Branchen wird es schwierig, gut qualifizierte, motivierte Mitarbeiter zu finden.

Das verändert auch die Machtverhältnisse auf dem Markt. Die Arbeitnehmer können mehr und mehr die Konditionen diktieren. Dies resultiert längst nicht mehr nur in höheren Gehaltsforderungen, sondern von hoher und weiter steigender Bedeutung sind die Führungs- und Unternehmenskultur des Unternehmens, die Arbeitszeitflexibilität und wie weit Arbeitnehmer Freiräume zur Selbstverwirklichung erhalten, sei es im Unternehmen oder außerhalb.

Dieses Phänomen ist weder ein Trend noch betrifft es mitnichten nur die ominösen Digital Natives und Millennials, sondern auch die Ü40 möchte ein Leben vor dem Burnout. Und die Kinder nicht nur von den Photos auf dem Wohnzimmerregal kennen.

Manche Unternehmen wollen dies aber noch nicht wahrhaben. Der Preis, den sie zahlen müssen, ist allerdings hoch, denn entweder bekommen sie gar keine neuen Kräfte mehr, oder Söldner, die sich von hohen Gehältern anlocken lassen, aber wohl kaum ihr Herzblut investieren werden.

Den Personalabteilungen ist diese Entwicklung zumeist sehr wohl bewusst, doch nicht immer dringen sie zur Unternehmensspitze durch. Und auch der Personalberater muss manches dicke Brett bohren, wenn der Geschäftsführer nicht begreift, warum keine Spitzenleute zu ihm wechseln wollen, selbst nicht für gutes Geld.

Jetzt mag man einwenden, dass wir Ende der 1990er bis zum Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er schon einmal einen Käufermarkt hatten. Und auch heute führt die beispiellose Geldpolitik der EZB zu einem künstlichen Boom des Exports und vor allem des Bausektors. Doch im Unterschied zu damals gibt es heute einen breit angelegten Wertewandel und – selbst wenn die Konjunktur einbräche – das Angebot an IT-Experten, Ingenieuren, technischen Fachkräften und auch qualifiziertem medizinischen Personal bliebe äußerst knapp.

Allein schon aus diesem Grund täten alle Unternehmen, vom kleinen Mittelständler bis zum Großkonzern, gut daran, in die Kompetenzentwicklung ihrer Führungskräfte, in die Qualifikation der eigenen Belegschaft und in das technische und betriebswirtschaftliche Bildungsniveau insgesamt zu investieren.

Deutschland hat hier eine gefährliche Mischung aus Arroganz und Ignoranz – unsere Kinder sind bereits nahezu täglich im Internet, nutzen elektronische Geräte mit Millionen Zeilen von Code und schließen schon im Grundschulalter regelmäßig Verträge – wenn sie etwa ein Eis oder einen Muffin kaufen. Aber bis heute sind weder Programmieren, Wirtschaftswissenschaften noch Recht reguläre Schulfächer. Es scheint fast so, als wolle die Politik unsere Kinder ein wenig unmündig und dumm halten …