Die Zukunft der 2020er

Sahen die Berufschancen für Azubis, Hochschulabsolventen und junge Berufstätige noch bis Februar 2020 rosig aus. Der Arbeitgebermarkt kippte zum Arbeitnehmermarkt, manche Unternehmen übertrafen sich mit Employer Branding, Feelgood Management und allerlei Goodies für die Angestellten.

Nun könnte es in den 2020ern ganz anders kommen. Die Coronakrise in Kombination mit der Finanzkrise, dem Handelskrieg China-USA und allerlei anderer, in Relation nun nachgerade trivialer Probleme sind die Aussichten zumindest für eine Zeit mau. Das gilt aber nur für das V-Szenario, das von einer günstigen Entwicklung der Krisenkombi aussieht und eine schnelle wirtschaftliche Erholung ermöglicht. Dass es auch anders kommen könnte, liegt auf der Hand.

An der grundsätzlichen Bedeutung der jungen Menschen, die nun und in den kommenden Jahren auf den Jobmarkt kommen, ändert das nichts. Die 2020er werden gebraucht, früher oder später. Viel grundsätzlicher ist es auch ein Gebot der Fairness, ihnen einen ordentlichen Einstieg ins Erwerbsleben zu ermöglichen, soweit es eben geht. Aus der Forschung wissen wir, dass Menschen, die ihre berufliche Laufbahn in Krisenzeiten beginnen, noch Jahrzehnte später Verdienstnachteile haben und mit geringerem Selbstbewusstsein am Markt auftreten.

Dies steht durchaus zu befürchten. Schon einmal, merkwürdigerweise genau vor 20 Jahren gab es schon einmal eine recht ähnliche Situation. Zu Zeiten der Dot-com-Euphorie Ende der 1999er war der Jobmarkt schon einmal fast leergefegt. Im Wettbewerb um die besten Absolventen und Arbeitnehmer überboten sich viele Unternehmen mit den Segnungen der Work-Life-Balance, es war die Zeit der After-Work-Parties, des Casual Friday und der neuen Lockerheit. Doch als die Internet-Blase platzte, wurde nicht nur manche gut verzichtbare Annehmlichkeiten einkassiert, sondern die überfällige Modernisierung der Unternehmenskulturen gleich mit. Viele Arbeitgeber und Führungskräfte zeigten so ihr wahres Gesicht. Sie offenbarten, was sie von so etwas wie New Work hielten, nämlich nichts.

Wenigstens aus dem Fehler sollten wir heute lernen. Bei aller Notwendigkeit zu Sparen und alles Nicht-Essentielle auf den Prüfstand zu stellen, sollten wir nicht die Zukunft riskieren, indem wir die Berufschancen und das marktwirtschaftliche Grundvertrauen der 2020er gefährden. In sie trotz der Krise zu investieren ist klug, vielleicht sogar nahezu „alternativlos“.