New Work – gekommen, um zu bleiben

Man muss eine Krise zu nutzen wissen.

Viele, bis dato noch fernab der Digitalisierung waren, für die eine Organisation physische Präsenz voraussetzte und für die Homeoffice ein Oymoron war, könnten die Segnungen der neuen Zeit nun zu schätzen gelernt haben.

Das sollten sie auch, denn die technologieoffenen, die Digital Natives, die Generation Z und alle anderen, die lieber Leistung als Zeit gegen Geld tauschen, genießen die Freiheit in vollen Zügen, wann, wo und wie zu arbeiten, wie es ihnen gefällt. Solange die Ergebnisse stimmen, haben sie ja auch alles Recht dazu.

Vor allem die Führungskräfte eher traditioneller, konservativer Unternehmen sollten sich nicht gegen diese Entwicklung wehren. Es ist keine Freude, in einem Wildbach gegen den Strom zu schwimmen. Sehr wohl aber, darauf zu raften.

Das sollten  wir nun alle tun: die (Arbeits)Welt mit und nach Corona zu nehmen, wie sie ist und das Beste daraus zu machen. Auch die eingefleischtesten Techies und Distance Worker werden merken, dass sozialer Kontakt dann und wann mal gut tut. Die Verwaltungsfreunde mit ihren Einzelbüros werden sehen, dass es keinen Sinn macht, für jeden Mitarbeiter einen separaten Raum vorzuhalten und im Winter zu beheizen, der im Schnitt vielleicht einmal die Woche gebraucht wird. Und die Fans der Großraumbüros werden einsehen, dass Menschen für gute Arbeit – deep work – Ruhe und Rückzugsräume brauchen, mit oder ohne Covid19, Grippe & Co.

Das alles wird noch viel Arbeit bedeuten, denn wir stehen gerade erst am Anfang der Entwicklung. In dieser Improvisationsphase gibt es schon einige gute Resultate, aber vieles ist alles andere als perfekt und wird nur verziehen, weil es eh kaum einer besser kann. Dass wir alle besser im Umgang mit der Technik werden müssen ist klar. Dass es bei der Digitalisierung aber nur zum kleinsten Teil um Hardwareaustattung und -anwendung geht, schon weniger. Digitalisierung bedeutet, Prozesse den Möglichkeiten der Digitalisierung entsprechend ganz neu zu gestalten und die entstehenden Freiräume zu nutzen. Davon sind wir noch meilenweit entfernt (*Beispiel s.u.). Und, vielleicht noch wichtiger, diese neue Freiheit bringt auch ein gerüttelt Maß an zusätzlicher Eigenverantwortung. Wer die Fesseln getakteter Abläufe und engster Arbeitsvorgaben ablegt, muss sich fortan selbst führen.

Die schlechte Nachricht: das ist erheblich leichter gesagt als getan. Vielen fehlt es da noch an der nötigen Selbstdisziplin und Selbststeuerungskompetenz – was übrigens weitgehend unabhängig von der in die Wiege gelegten Intelligenz ist.

Die gute Nachricht: das alles kann man lernen. Man muss es nur wollen.

Und wollen wird man müssen um zu können.  Es war jedenfalls selten eine bessere Zeit, um heraus zu kommen aus der „selbstverschuldeten Unmündigkeit“. Zugleich kommt es nun aber wie selten darauf an, dies zu schaffen, wollen wir uns nicht von der digitalen Technik abhängig machen lassen. Denn entweder wir bestimmen die Digitalisierung, oder sie bestimmt uns.

 

* ein einfaches Beispiel für die Digitalisierung im Management, simple Version: Wöchentliche Meetings können jetzt online abgehalten werden.

Offene Fragen und Probleme im Team werden per Social Media-Anwendung in Echtzeit beantwortet und gelöst, strittige Fragen – wenn Schnelligkeit von Vorteil ist – sofort demokratisch entschieden. Meetings finden nur noch nach Bedarf für den sozialen Austausch und übergeordnet wichtige Diskussion statt.  Teams können sich dadurch selbst führen, Führungskräfte werden erheblich weniger gebraucht. Das entlastet diese, um sich strategischen Fragen zu widmen, oder macht sie überflüssig, was viel Geld für Innovation, Kundenorientierung oder Gewinnsteigerung freisetzt.

So schaut sie vermutlich aus, die schöne neue Post Corona Welt, aber machen wir uns nichts vor, es wäre auch ohne das Virus so gekommen, nur langsamer.