Trainieren kommt vor Dirigieren

Die Entscheidung über die Neubesetzung von Managementpositionen wird in der Mehrzahl aller Fälle noch aufgrund der Fachkompetenz und vergangener Erfolge getroffen.

Dabei gerät außer acht, dass die Anforderungen ganz andere und neue sein werden. Gerade Nachwuchsmanager brauchen jetzt Führungskompetenz. Das große Spezialwissen kann nun sogar zur schweren Hypothek mutieren, wenn Fachexperten als Manager in schweres Fahrwasser geraten und nun, anstatt ihrer Führungsrolle gerecht zu werden, in alte Muster zurückfallen und ihr Heil darin suchen, sich ins stille Kämmerlein zurückzuziehen, um nach einer technischen Lösung für ein Managementproblem zu finden. Was ein -bestenfalls – unnützes Unterfangen sein wird.

Da dieses Phänomen nicht eben selten in der Praxis zu beobachten ist, muss lange vor der Sedisvakanz einer Managementaufgabe geklärt werden, wer im eigenen Hause überhaupt für Führungsaufgaben taugt. Und wer besser die Spezialistenlaufbahn einschlägt.

Doch auch der talentierte Managementaspirant ist nicht gleich mit allen mit allen notwendigen Fähigkeiten gesegnet. Die gute Nachricht hier ist allerdings: Führungskompetenzen und Managementwissen sind erlernbar, das Grundwerkzeug kann vor Stellenantritt und noch in der Onboarding-Phase vermittelt werden. Deshalb, in aller Kürze: neue Manager, ob erstmals in der Managerrolle oder auf einem neuen Managementlevel, sollen für ihre neue Rolle trainiert werden. Freilich entsprechend ihrer bestehenden Kompetenzen, ihrer Erfahrung und ihres Vorwissens.

Diese – möglichst frühe – Investition in die Führungskräfteentwicklung ist weniger als ein Klacks gegen die Kosten, die ein Manager verursacht, der zuerst schweitert, dann entlassen wird und für den dann eine Nachfolge gesucht werden muss.

Und wer im Übrigen meint, das alles gelte nicht für Deutschland, der täuscht sich, leider. Denn gerade hierzulande zeichnen wir uns durch eine konservative, risikoaversive Besetzungspraxis aus, während der angloamerikanischen Märkte erheblich flexibler ist und auch erheblich offensiver mit Training und Coaching on the job arbeitet. Kurz: Trainieren kommt vor Dirigieren!