Nicht Alter oder Dienstalter, sondern Leistung soll lohnen

Statt Alter sollte endlich allein Leistung beurteilt werden. Es ist einfach, zu einfach, das Alter heranzuziehen, um die der Eignung von Menschen zu beurteilen, denn es ist leicht ablesbar. Das tatsächliche Potential zu prognostizieren ist möglich, doch bedarf es einer größeren Zahl an schwieriger erhebbaren Messgrößen. Nicht allein Erfahrung, verstanden als die Summe der verlebten Jahre, sondern Lernfähigkeit und Lernwille, Intelligenz, Motivation, Qualifikation, erreichte Erfolge, vorhandene Kompetenzen zusammen sollten betrachtet werden.

Es ist ein Unding, dass wir gerade in Deutschland unter 30jährige oft noch als unreif für Top-Positionen ansehen, obwohl sie in anderen Ländern in teils noch jüngeren Jahren Milliardenkonzerne gründen (Marc Zuckerberg, Facebook) oder Ministerämter bekleiden (Österreich, Sebastian Kurz). In der Politik wird man hierzulande sogar bis 35 noch in den Parteikindergärten der Jusos, Julis oder der jungen Union gehalten, während andere dann schon Bundeskanzler oder fast Staatspräsidenten sind.

Zugleich werden immer noch Top-Manager mit Mitte 50 „frühverrentet“, weil sie „zu teuer“ seien, anstatt objektiv zu prüfen, wie hoch ihr Gewinn für Unternehmen und Gesellschaft ob ihres Leistungsvermögen und ihrer Netzwerke wirklich ist. Professoren werden mit Erreichen der Dienstaltersgrenze von 65 zwangsverrentet, auch wenn sie an dem Zenit ihres Wissens sind und mitten in Forschungsprojekten stecken. Länder wie die USA engagieren sie mit Kusshand und lassen sie an ihren Universitäten – mit erheblich besserer Ausstattung – hochlohnend weiter forschen. Das Alter berechtigt zu mehr als zu endlosen Kreufahrten und Pflegeheimen. Erinnern wir uns, dass Konrad Adenauer erst mit 73 Bundeskanzler wurde und Helmut Schmidt noch bis Mitte 95 Jahren Mitherausgeber der Zeit und die vielleicht meistgeachtete Stimme in diesen Landen war.

Kritischer sollten wir zudem gegenüber dem Dienstalter sein. Nur weil jemand etwas lange macht, macht er – oder sie – es noch lange nicht gut. Ob Ärzte, Ingenieure, Manager oder Politiker, Menschen neigen dazu, irgendwann zu selbstsicher – im schlimmsten Fall abgehoben – zu werden, und dann mitunter fatale Fehler zu machen. Klug sind die, die ihren Abgang wählen, bevor sie aus ihrem Amt getragen werden müssen. Dann gibt es andernorts genug honorige und reizvolle für sie. Und weise waren die Väter der US-amerikanischen Verfassung, als sie die Amtszeit ihrer Präsidenten auf zwei Perioden und damit acht Jahre begrenzten. Wer da an langfristigen Zielen interessiert ist, baut rechtzeitig geeignete Nachfolge auf.

Also: Nicht Alter oder Dienstalter, sondern Leistung soll lohnen.