Höhere Kompetenzanforderungen an Unternehmensberater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer

Es gelten immer höhere Kompetenzanforderungen an Unternehmensberater, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Ihr fachliches Metier zu beherrschen reicht längst nicht mehr. Zwar wird die Digitalisierung einige ihrer Tätigkeiten einfacher machen, mittel- bis langfristig aber auch vom Menschen auf die Maschine verlagern.

Im Numbercrunching und im Auditieren endloser Listen liegt die Zukunft der Zunft deshalb nicht. Sondern in den menschlichen Tugenden, auf die es – eigentlich – schon jetzt ankommt. Ethik, Empathie, gesunder Menschenverstand und auch detektivisches Gespür. Das sind Fähigkeiten, die Maschinen mit Künstlicher Intelligenz (noch) abgehen. Doch ausgerechnet hier hapert es doch immer mal wieder.

Enron ist das Menetekel No. 1 – zumindest in den USA und die großen Wirtschaftsprüfungen. Die deutsche Entsprechung wäre etwa Flowtex. Der Anbieter für Spezialbohrmaschinen konnte trotz der Testate von Wirtschaftsprüfung und Finanzamt über Jahre vorgaukeln, über tausende Bohrmaschinen zu verfügen, dabei waren es nicht einmal einhundert. Die Wirtschaftsprüfer wurden damals mit einem Manöver gefoppt, das Firmenboß Manfred Schmider von Wüstenfuchs Rommel abgeschaut haben muss. Bei der Prüfung führte er seine Bohrmaschinen in einer Halle vor, immer nur eine nach der anderen. Solange, bis die Prüfer die angegebene Anzahl gesehen hatten. Tatsächlich ließ er die wenigen Maschinen, die er hatte, um die Halle herum im Kreis fahren und stellte immer die selben vor. Erst als der Schwindel Jahre später aufgeflogen war, kam man auf die Idee, die Güter in solchen Fällen per Aufkleber zu markieren.

Nun sollte man denken, inzwischen seien die Prüfer ausreichend gewarnt und ausgekocht. Doch aktuell erschüttert ein neues Urteil eines US-Gerichts die Branche, das einen der vier Wirtschaftsprüfungsgiganten zur Rekordstrafe von 625 Mio Dollar verurteilte, da man den Betrug eines Banking-Mandanten in Höhe von  1,5 Mrd Dollar nicht erkannt hatte. Eine solche Summe schmerzt durchaus. Was das Gericht vermutlich auch beabsichtigte. Ohnehin sollte die Branche längst ausreichend sensibel sein, ging doch die Wirtschaftsprüfung ArthurAndersen über Enron selbst in den Bankrott.

Beim Recruiting sollte die Beratungsbranche deshalb noch mehr auf „Soft Skills“, Charakter und „Strassenintelligenz“ achten – und vielleicht nicht allein auf Top-Noten an der Uni fokussieren. Ähnliches gilt für das Training der bestehenden Workforce – geradlinige Charaktere mit der Fähigkeit, um die Ecke zu denken sind gefragt.